Quereinstieg in die IT

Entwicklung. news. erfahrungsberichte.

Foto von einer Mitarbeiterin in einem Meeting Raum.

Quereinstieg in die IT

Entwicklung. news. erfahrungsberichte.

Jana Köllen ist Projektmanagerin bei der nuuONE GmbH in Düsseldorf. In unserem Interview verrät sie mir, wie sie den Quereinstieg in die IT-Branche gemeistert hat und vor allem, was sie dazu bewegte und welche Chancen ihr dieser Bereich bietet. 
Picture of Regina
Regina
Modern Workp(l)ace Expert

Möchest du dich und deine jetzige Position kurz vorstellen?

„Gerne. Mein Name ist Jana. Ich bin 42 Jahre alt und bin als Projektmanagerin bei der nuuONE tätig.” 

 

Wie lange bist du jetzt schon in dem Beruf und was hat dich zu dem Quereinstieg motiviert? Erzähl uns gerne etwas über deinen Werdegang, wenn du möchtest. 

„Also: Ich bin jetzt 1 ½ Jahre bei der nuuONE. Ich habe nach dem Abi erstmal eine Ausbildung zur Veranstaltungskauffrau gemacht, hab dann Wirtschaft studiert und im Anschluss zehn Jahre lang in einer Unternehmensberatung im Bereich Marketing und Events gearbeitet. Von da aus bin ich in die Selbstständigkeit. Da war ich ungefähr zwei Jahre lang unterwegs und bin dann als … in einem Hotel gelandet. In den fünf Jahren dort habe ich meine beiden Kinder bekommen. Für mich hat sich herauskristallisiert, dass meine private und meine berufliche Situation nicht mehr ganz passt, ich habe auch im Schichtdienst gearbeitet. Daraufhin habe ich mich dazu entschieden, den Job dort aufzugeben und bin wieder zurück in die Unternehmensentwicklung – in der ich vorher schon zehn Jahre lang war. Dort bin ich wieder drei Jahre lang geblieben. Private Umstände wie die Trennung von meinem Mann kamen dazu. Und dann stand ich in meinem Leben an so einem Punkt. Wo soll es hingehen, wie soll es weitergehen? Will ich da bleiben, wo ich bin? Oder wage ich nochmal den Schritt der großen Veränderung? 

Als ich mich dann umgeschaut habe, bin ich auf die nuuONE gestoßen und nach ein paar Gesprächen habe ich all meinen Mut zusammengenommen und bin im Juni letzten Jahres den Job angetreten. Seitdem bin ich hier.“ 

 

Was hat dein Interesse geweckt, an einem dir fremden Bereich? 

„Das waren mehrere Dinge. Zum einen habe ich ja quasi immer das gemacht, was ich gelernt habe, und war auch ziemlich glücklich in dem Bereich. Aber da war irgendwie so ein bisschen Stillstand. Und Stillstand ist nie gut. Was mich gereizt hat, war eben genau das Neue. Sich mit einem sehr technischen Themenfeld zu beschäftigen, war neu für mich. Ich bin in der Veranstaltungsbranche immer eher der Pragmatiker gewesen und dachte okay – das ist eine Herausforderung.“ 

 

Bei uns sind die Lernbereitschaft und die Motivation sich in Themen einzufinden wichtiger als die Menge an Abschlüssen, die eine Person mitbringt. Würdest du sagen, das lässt sich so auf die reale Berufswelt übertragen? Vor allem auf unsere Welt und die Branche? 

„Absolut. Dafür bin ich das beste Beispiel. Ich habe mein Wirtschaftsstudium nicht komplett abgeschlossen. Ich bin bis zur Hälfte der Diplomarbeit gekommen. Dann kam die Selbstständigkeit und ich stand mit einer 40-Stunden Woche und dem Studium im Konflikt und hab es leider links liegen lassen. Was ich damit sagen möchte ist einfach, dass ich glaube, wenn du bereit bist dich zu öffnen, wenn du bereit bist zu lernen, dich zu strecken und alles aus dir rauszuholen, ist meiner Meinung nach alles möglich. Eben auch ohne Abschluss. Du musst bereit und offen sein, dich über das bestehende Maß hinauszustrecken und dich mit Themen auseinanderzusetzen, die dir vielleicht erstmal nicht so liegen und dich durchbeißen. 

 

Vor allem in deinem Beruf als Projektmanagerin gibt es viele Fähigkeiten, die man so beherrschen muss. Dinge, die nicht unbedingt greifbar sind, zum Beispiel Soft Skills wie Teamfähigkeit, Kommunikation, Kreativität und die Fähigkeit über den Tellerrand zu schauen. Warum glaubst du, sind Soft Skills wie diese in deinem täglichen Arbeiten so wichtig?

„Soft Skills sind mega wichtig! Gerade in Zeiten der hybriden Arbeitswelt ist es oft so, dass wir Termine oder Meetings haben, an denen wir vor einem Bildschirm sitzen und die Person auf der anderen Seite nicht greifen können. In dem persönlichen Austausch wird es immer etwas einfacher sein, ich spüre deine Mimik und kann deine Gestik beobachten, da kann ich dich eben viel besser fühlen und einschätzen. Wie tickst du gerade? Was denkst du gerade zu dem, was ich dir versuche zu sagen? Und deswegen glaube ich, dass Soft Skills eine noch viel größere Rolle spielen als damals.“ 

 

Jobs wie Projektmanagement, Content Creation, Kommunikation, Change & User Adoption.. Warum sind Jobs wie unsere in der IT so wichtig? Wie finden wir da unseren Platz und wie können wir mit der IT zusammenarbeiten. Brauchen sich die Bereiche gegenseitig?

„Nun ja. Ich bezeichne uns immer ein bisschen als Übersetzer, weil die IT eine Sprache für sich ist. Der Kunde spricht unter Umständen eine andere Sprache. Ohne Bereiche, die dazwischengeschaltet sind, gestaltet sich dieser Brückenschlag eher schwierig. Genau dafür sind wir da, kommunikativ und als Schnittstelle. Deswegen glaube ich, sind wir für die IT-Branche unabkömmlich.“ 

 

Welche Lernerfahrungen konntest du aus deinen bisherigen Berufen mitnehmen und welche Learnings helfen dir heute in deinem jetzigen Beruf?

„Egal in welchem Bereich: unglaubliche Flexibilität. Ob es Menschen sind, die Aufgabe oder die Arbeit an sich, mit der ich mich beschäftige. Es geht darum, dich immer wieder auf die Situation, mit der du konfrontiert wirst, einzustellen und über den Tellerrand hinauszuschauen. Das hört sich ein bisschen abgedroschen an, aber ich schaue nicht nur auf meinen Bereich, sondern eben auch was passiert um uns alle herum. Und das ist für diesen Job sehr wichtig – diesen Helikopter-View einnehmen und die richtigen Menschen mit den richtigen Kompetenzen zusammenzubringen. Und das ist glaube ich etwas, was ich auch in den Jahren davor in meinen Jobs immer wieder gemerkt habe. Im Endeffekt sind es die Erfahrungen, die das große Ganze ausmachen, die Fähigkeiten, die man hat und zu erkennen, wo ein Problem liegt, wo es entsteht und wie wir es lösen.“ 

 

Was brauchst du von einem Arbeitgeber, um dich gut in deinen neuen Bereich einzuarbeiten? Gibt es Dinge, die dich besonders unterstützt oder dir besonders gefehlt haben?

„Als der Dominique zu mir gesagt hat: „Komm zu uns, da ist ein Job für dich, der passt genau zu dir“ habe ich erstmal gesagt okay. Der kennt mich ja ein bisschen und wird schon wissen, was er da mit mir vorhat. Als ich dann hier eingestiegen bin und mir so langsam schimmerte, was auf mich zukommt habe ich nur gedacht Oh Gott – wie soll ich das schaffen? Wie soll ich mich in kurzer Zeit in so viele spezielle Themen einarbeiten? Was mir sehr geholfen hat, war das Gefühl des Vertrauens, das Dominique und Thorsten mir entgegengebracht haben. Die beiden haben in dem Moment mehr an mich geglaubt als ich selbst. Das hat mich dazu ermutigt, die Herausforderung anzunehmen, das war jedenfalls die Basis dafür.  

Bei uns im Unternehmen ist es so, dass wir ein sogenanntes „Buddy-System“ fahren. Das bedeutet, ein erfahrener Mitarbeiter wird dir zur Seite gestellt, der dich im Unternehmen in der ersten Zeit in die tiefen Strukturen begleitet, das ist sehr hilfreich. Auch der Austausch fachlich sowie persönlich hat mir unwahrscheinlich viel gebracht, sodass ich in kürzester Zeit sehr schnell meinen Platz gefunden und mich im Team gut aufgehoben gefühlt habe. 

In meinem Bereich arbeite ich sehr eng mit Entwicklern zusammen. Das sind alles Spezialisten und ich habe gehofft, die sind nicht genervt von mir. Wie bin ich damit umgegangen? Ich habe angefangen, Fragen zu stellen und ich habe so lange Fragen gestellt, bis ich verstanden habe – und da habe ich mich festgebissen. Das technische Wissen brauchst du nicht zwingend, aber es ist sehr, sehr hilfreich, wenn du selbst die Software verstehst. Je besser ich die Bereiche verstehe, umso besser kann ich Requirements schreiben, Aufgaben definieren oder was auch immer. 

Um nochmal auf deine Frage zurückzukommen, nein, mir hat nichts gefehlt. Jetzt bin ich allerdings auch ein Typ, der fragt, wenn was fehlt.“ 

 

Gab es Situationen, in denen du Zweifel bekommen hast? Wenn ja, wie bist du damit umgegangen?

„Klar. Am Anfang doll mit viel Bauchschmerzen, wenn eben neue Themen kamen oder mir das erste Projekt zu einem Thema zugewiesen wurde, in dem ich überhaupt noch nicht richtig angekommen bin. Das war mehr oder weniger ein Sprung ins kalte Wasser und natürlich habe ich zwischendurch Zweifel gehabt und mir gedacht: Es gibt sicherlich auch Jobs, in denen in meine Stunden entspannter verbringen könnte. Aber das wäre ja langweilig. Und da bin ich wieder beim Fragen. Fragen, Fragen, Fragen. Gerade in der IT – so lange Fragen, bis es eine genaue Antwort gibt. Du brauchst auf jeden Fall einen langen Atem, du brauchst gute Fragen, die sich im Laufe der Zeit auch entwickeln.“ 

 

Wenn du schätzen müsstest: Wie hoch sind die Chancen auf dem Arbeitsmarkt für Quereinsteiger:innen?

„Hm. Es kommt drauf an, wieviel du bereit bist zu geben. Wie viel Interesse hast du? Wie bereit bist du, dich wirklich mit komplexen Themen auseinanderzusetzen und dich in diese reinzudenken? Wenn du bereit bist, sind die Chancen, denke ich, sehr hoch. Überall haben wir einen Mangel an Mitarbeitern, an coolen Mitarbeitern, an guten Mitarbeitern. Es geht um die Mentalität und um die Einstellungen, dann sind die Chancen in der Branche Fuß zu fassen hoch.“ 

 

Wenn du Quereinsteiger:innen einen Rat geben müsstest, die gerne in die IT-Branche wechseln möchten, welche Eigenschaften wären hilfreich? Was müssen diejenigen mitbringen? Womit müssen sie rechnen und worauf müssen sie Bock haben?

„Stressresistenz, Flexibilität. Dich auf Situationen – neue Situationen – schnell einstellen und schnell reagieren zu können. Der antreibende Part sein, den Fokus und das Team am Laufen halten. In Projekten haben alle so viele Ideen, aber kommen nicht richtig zum Punkt.“ 

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