Möchtest du dich und deine Position bei nuuONE kurz vorstellen?
Hi, ich bin Annika, 30 Jahre alt, zurzeit im 8. Monat schwanger und seit ca 1,5 Jahren bei nuuONE. Ich arbeite vor allem im Projektmanagement und koordiniere ein paar unserer Entwicklungsprojekte. Außerdem bin ich im Bereich Change & Adoption beim Kunden sowie intern unterwegs und betreue interne und externe Kommunikationen.
Wie hat sich deine Schwangerschaft grundsätzlich auf dein Arbeitsleben ausgewirkt?
Schwangerschaft ist natürlich super individuell und für jede Frau anders. Für mich persönlich waren im ersten Moment die Auswirkungen tatsächlich leider eher negativ. In den ersten Monaten ging es mir gar nicht gut und ich hatte mit einigen körperlichen Beschwerden zu kämpfen. Und das hat sich natürlich auch irgendwie auf meine Arbeit ausgewirkt, ich war nicht so leistungsfähig wie sonst, habe für viele Aufgaben länger gebraucht und bin dann dennoch nach meinem Arbeitstag nur aufs Sofa gefallen und habe geschlafen.
Nachdem wir aber gemeinsam eine Lösung dafür gefunden haben, hat sich das deutlich verbessert und ich würde die Auswirkungen eher als positiv beschreiben. Ich habe für mich nochmal einiges an Erfahrungen zur besseren Priorisierung von Aufgaben und Umgang mit Termindruck mitgenommen. Zudem hat sich wieder einmal gezeigt, wie viel unser Arbeitsumfeld wert ist, in dem man offen kommunizieren kann und alle lösungsorientiert zusammenarbeiten.
Wie bist du dann damit umgegangen? Was waren die Konsequenzen, die du für dich gezogen hast?
Theoretisch war mir relativ schnell klar, dass sich an der Situation irgendwas ändern musste. Wenn ich versucht habe, das Arbeitspensum zu halten, bin ich krank geworden und meine Arbeit hat meinen eigenen Ansprüchen nicht genügt. Dennoch ist es mir schwergefallen, mir selbst einzugestehen, dass ich nicht so weiter arbeiten kann wie bisher. Das hätte allerdings niemandem geholfen – weder unseren Kund:innen, noch meinen Kolleg:innen, meinen Chefs oder mir selber. Nach dieser, für mich doch sehr schwierigen, Erkenntnis habe ich direkt mit der Bekanntgabe der Schwangerschaft bei meinen Chefs auch angesprochen, wie es mir im Moment mit der Situation geht. Das hat mich natürlich Überwindung gekostet, ich glaube niemand stellt sich gerne vor seine Chefs und sagt offen, dass man der Arbeitssituation im Moment nicht gewachsen ist. Die Reaktion war aber ausschließlich positiv und sehr verständnisvoll! Wir haben sofort gemeinsam nach einer Lösung gesucht und im ersten Schritt Aufgaben um priorisiert, sodass ich etwas mehr Luft hatte. Für eine langfristige Lösung stand eine Reduzierung meiner Arbeitsstunden im Raum. Mit diesem Rückhalt bin ich dann auch in die Gespräche mit meiner Ärztin gegangen und sie hat mir daraufhin ein „Teilzeit-Beschäftigungsverbot“ auferlegt. Das heißt, sie hat angeordnet, dass meine wöchentliche Arbeitszeit nicht mehr als 20 Stunden betragen darf. Das hat für mich den Vorteil, dass ich mehr Ruhe hatte und nicht mehr so großen Druck und für meine Chefs und Kolleg:innen, dass wir direkt in eine Art Übergabesituation „gezwungen“ wurden und nicht plötzlich zwei Wochen vor Mutterschutz ganz panisch anfangen Dinge zu übergeben, weil es vorher im Alltag untergegangen ist.
Dank der Rückendeckung des Teams und meiner Chefs konnten wir das auch sehr schnell umsetzen und ich habe auch zeitnah eine Verbesserung meiner Beschwerden bemerkt.
Was waren die größten Herausforderungen mit der reduzierten Arbeitszeit?
Bevor ich die Frage beantworte, noch ein kurzer Hinweis zur Ausgangssituation: Zufälligerweise hat kurz vor Bekanntgabe meiner Schwangerschaft eine neue Kollegin bei uns angefangen. Nach ihrer Einarbeitung hat sie dann einen Großteil meiner Projekte übernommen. So konnten wir damit auch direkt starten und die Kolleg:innen, die bereits gut ausgelastet sind mit ihren eigenen Projekten, mussten nicht zwingend zeitnah noch mehr Kapazitäten schaffen.
Die größte Herausforderung für mich war tatsächlich, die Aufgaben und insbesondere die Verantwortung für die Projekte auch tatsächlich zu übergeben. Ich war lange Zeit verantwortlich für die Entwicklung der Projekte und konnte dieses Verantwortungsgefühl trotz Übergabe an die Kolleg:innen nicht wirklich abschalten. Das hat am Anfang dazu geführt, dass ich oft doch „noch mal eben schnell“ in die Mails und Teams geguckt habe oder irgendwelche Aufgaben übernommen habe, die eigentlich schon übergeben waren. Damit wollte ich die Kolleg:innen entlasten, habe aber auf der anderen Seite die Übergaben erschwert bzw. eher hinausgezögert und im Endeffekt niemandem richtig geholfen.
Außerdem hatte ich irgendwie die Sorge, dass ich durch die reduzierte Arbeitszeit den Kontakt zu meinen Kolleg:innen verliere und damit den Anschluss ans Team. (Spoiler vorweg: Das war völliger Quatsch!) Und durch das weitere Arbeiten hatte ich das Gefühl, noch mehr zum Team zu gehören.
Nach einer Weile habe ich aber gemerkt, dass das nicht passiert und ich konnte auch nach und nach das Verantwortungsgefühl für die Projekte abgeben. Zuerst habe ich vor allem die operativen Aufgaben übergeben und dann nach und nach, wenn die Kolleg:innen immer tiefer ins Projektthema eingestiegen sind, auch die strategischen. Dieser Weg hat dann für uns alle sehr gut funktioniert!
Wie habt ihr als Team den Kontakt gehalten und den Austausch weiter gepflegt?
Hier haben uns bzw. mir die Strukturen, die wir für unsere hybride Arbeitskultur geschaffen haben, sehr geholfen. Wir haben im Team feste Termine zum Beginn und zum Ende der Woche, die für einen persönlichen Austausch im Team gedacht sind. So halten wir den Kontakt mit allen aus dem Team, unabhängig davon, ob sie ins Büro kommen oder ausschließlich remote arbeiten. Diese Termine habe ich immer mit wahrgenommen, was mir sehr geholfen hat.
Außerdem habe ich meine Arbeitsstunden immer sehr flexibel nach den anstehenden Terminen richten können, sodass ich alle relevanten Themen noch mitbekommen habe. Trotz reduzierter Zeit bin ich auch weiterhin regelmäßig ins Büro gefahren, um die Kollegen auch ab und zu persönlich zu sehen.
Ich glaube, dass die Sorge, den Kontakt zu verlieren nur bei mir aufkam und für das Team überhaupt keine Frage war. Sie haben mich weiterhin in alles mit einbezogen, die Kommunikation fachlich wie persönlich gepflegt und mir keine Sekunde das Gefühl gegeben, irgendwie ins Abseits gestellt worden zu sein. Ein dickes Dankeschön dafür an dieser Stelle!
Hat sich deine Priorität in der Schwangerschaft in Bezug auf die Arbeit stark verändert?
Im Laufe der Schwangerschaft haben sich die Prioritäten auf jeden Fall verschoben. Es gibt viele Dinge, die einen neben der Arbeit beschäftigen, und eine Schwangerschaft nimmt hier einen gewaltig großen Raum ein.
Ich glaube aber nicht, dass sich das negativ auf meine Arbeit ausgewirkt hat. Ich bin dadurch (und durch die Reduzierung der Stunden natürlich) effizienter geworden und habe nochmal mehr gemerkt und gelernt, wie wichtig es ist, Themen sinnvoll zu priorisieren. Flexibel zu bleiben, um bestehende Strukturen anzupassen, aber dabei nicht planlos oder kopflos zu werden, sondern neue Strukturen zu schaffen ist eines der Dinge, die ich aus dieser Zeit auf jeden Fall mitnehme für mein weiteres Arbeitsleben.
Hast du selbst gemerkt, dass du durch deine Schwangerschaft mit bestimmten Themen anders umgegangen bist?
Bestimmte Themen, die mich anders angesprochen haben als sonst, gab es tatsächlich keine. Das könnte aber auch daran liegen, dass wir als IT-Dienstleister in unseren Projekten wenig Berührungspunkte mit Themen rund um Kindern und Schwangerschaft zu tun haben.
Aber ich habe zwei Dinge für mich mitgenommen, die mir zwar schon immer wichtig waren, aber jetzt einen noch höheren Stellenwert haben:
Communication is key! Oder wie Mama immer gesagt hat: nur sprechenden Menschen kann geholfen werden. Denn nur durch die offene Kommunikation auf allen Seiten über die aktuelle Situation, verschiedene Möglichkeiten, aber auch Erwartungshaltungen konnten wir eine Lösung finden, die für alle Seiten gut funktioniert hat.
Verständnis für Kolleg:innen, die aufgrund von physischen oder psychischen Einschränkungen oder schwierigen Situationen im direkten Umfeld im Moment andere Prioritäten haben. Ich bin sicher, dass sich dafür im richtigen Arbeitsumfeld und mit einem guten Team Lösungen finden lassen!
Wie hat das Team auf Projektveränderungen reagiert?
Sehr verständnisvoll! Nachdem ich die Situation geschildert habe, waren alle sehr hilfsbereit und haben Unterstützung angeboten und auch die Lösung mit der Reduzierung der Stunden fanden alle gut. Mir wurde auch regelmäßig auf die Finger gehauen, wenn ich gerade am Anfang doch wieder zu viel gearbeitet habe.
Reicht die Zeit der Projektübergabe und wie sind die Übergaben generell gelaufen?
Ich habe jetzt knapp 3,5 Monate mit der reduzierten Arbeitszeit gearbeitet und diese hat uns die Übergabe ein wenig „aufgezwungen“. Zum Glück! Themen so vollumfänglich zu übergeben, bringt einen gewissen Aufwand mit sich. Die Kolleg:innen sind zwar schnell inhaltlich in die Themen eingearbeitet und wissen grundsätzlich was zu tun ist. Aber an manchen Stellen ist das Erfahrungswissen aus der Historie des Projektes oder im Umgang mit dem Kunden sehr wertvoll und dieses Wissen aus den letzten Winkeln seines Gehirns zu fischen, ist manchmal gar nicht so einfach. Man vergisst, wie viel man tatsächlich eigentlich weiß.
Durch diese längere Übergangsphase hatten wir die Möglichkeit, Termine gemeinsam wahrzunehmen und viele Dinge laufend zu besprechen. So konnte ich noch Impulse aus den Erfahrungen herausgeben und die Kolleg:innen konnten Sicherheit in den Themen gewinnen. Zudem habe ich alles, was wir besprochen haben und was mir an allgemeinen Informationen eingefallen ist, dokumentiert und zentral abgelegt.
Bei allen kundenspezifischen Themen hat das wunderbar funktioniert, die wurden zuerst übergeben und die Übergaben lange vorbereitet (typisch Dienstleister eben). Und obwohl es so viel Zeit war, wurde es jetzt zum Ende hin für die Übergabe der internen Themen tatsächlich fast knapp.
Hättest du dir von deinem Arbeitgeber etwas gewünscht oder hat dir etwas in der Zeit der Umstellung besonders geholfen?
Auch für den Fall, dass es jetzt ein bisschen nach Lobhudelei klingt, aber ich hätte mir tatsächlich nicht mehr Unterstützung vom Arbeitgeber und vom Team wünschen können! Für mich war das die perfekte Lösung. Mir geht es körperlich viel besser und ich konnte dennoch weiterarbeiten. Ich glaube, komplett zuhause wäre mir doch sehr schnell die Decke auf den Kopf gefallen.
Besonders geholfen hat mir tatsächlich der Rückhalt des Teams! Sie haben mich absolut darin bestärkt, dass es völlig in Ordnung ist, in dieser besonderen Situation etwas kürzer zu treten. Und die Teamstrukturen, die eigentlich fürs hybride Team gedacht sind, haben in dieser Situation auch viel dazu beigetragen, dass ich das Gefühl hatte, den Kontakt zum Team nicht zu verlieren.
Hast du bestimmte Wünsche oder Vorstellungen wie du nach der Zeit vom Mutterschutz und der Elternzeit zurück ins Arbeitsleben kommen möchtest?
Ja, ich kann mit sehr gut vorstellen, bereits in Elternzeit wieder anzufangen, Teilzeit zu arbeiten. Gerne würde ich erstmal mit ein paar Stunden anfangen um zu schauen, wie das alles funktioniert. Es steht auch schon der Vorschlag im Raum, dass ich zu Beginn vor allem bei internen Themen und im Hintergrund unterstützen kann. Das würde mir eine absolut flexible Einteilung meiner Arbeitszeit ermöglichen, denn auch bei flexiblen Arbeitszeiten bedeutet eine Arbeit im direkten Kundenumgang, dass man zu bestimmten Zeiten erreichbar sein muss oder Termine wahrnehmen muss. Mit den internen Themen wäre ich deutlich flexibler, alle könnten sich ganz in Ruhe an die neue Situation gewöhnen und ich glaube das wäre ein guter Widereinstieg ins Arbeitsleben.
Ich freue mich auf jeden Fall schon drauf!